Die Taubenrasse Französische Sottobanca kennt nicht jeder. Seit ihrer Anerkennung im Jahr 1988 sind diese Formentauben leider nur selten auf Ausstellungen zu finden. Diese schöne, schwere Taube mit angenehmen Wesen und einer interessanten Geschichte verdient mehr Aufmerksamkeit.
Unter der Bank
Schon im Namen steckt ein kleiner Widerspruch: „Französisch“ lässt die Herkunft dieser Rasse erahnen. Das Wort „Sottobanca“ hingegen ist italienischen Ursprungs. Wie kommt diese Namenszusammensetzung? Obwohl die Anerkennung der Rasse erst 35 Jahre her ist, geht ihre Geschichte bis ins 19. Jahrhundert zurück. Als klassische Nutztaube wurde sie in Norditalien, in der Lombardei, gehalten. Durch ihre Zuchtfreudigkeit und ihrer Gewohnheit unter Bänken zu nisten (sotto panca = unter der Bank) entstand nach Überlieferungen ihr Name. Später wurde diese Bauerntaube in Modena veredelt und bekam den Namen „Sottobanca Modenese“.
Italiener oder doch Franzosen?
Ihre Zuchtfreudigkeit bewegte wohl italienische Auswanderer dazu, sie mit nach Frankreich zu nehmen. In Frankreich schlugen die Sottobanca einen anderen Weg ein als jene, die in Italien verblieben. Durch Einkreuzungen heimischer französischer Nutztaubenrassen entstand eine kräftige, große Taube, die sich in die Reihe der französischen Formentauben neben Cauchois, Mondain, Carneau einreihen kann. Ein Sonderverein wurde zeitgleich in Italien und in Frankreich gegründet. Beide verfolgen jedoch eine andere Ansicht zum Aussehen ihrer Rasse, sodass zwei Zuchtrichtungen der Sottobanca zu finden sind: die italienische und die französische. Letztere ist jedoch nur in Deutschland anerkannt.
Markante Form
Als typische Formentaube steht im Mittelpunkt der Französischen Sottobanca natürlich die Form. Ein kräftiger, kurzer Körper mit anliegendem Gefieder und dickem Hals ziert ein gut gerundeter Kopf mit einer Schaufelhaube. Diese Haube hat im Gegensatz zur italienische Zuchtrichtung keine seitlichen Rosetten und zeigt eine klare Abtrennung (Kimme) zwischen Haube und Halsfedern. Die Französischen Sottobanca kommen auf ein beachtliches Gewicht. Die Täuber wiegen rund 800 g. Die Tauben kommen auf ca. 700 g. Übertreibungen im Gewicht, aber auch in der Gesamterscheinung passen nicht zu dieser alten Bauerntaube.
Eine kleine Farbpalette
In Frankreich gibt es eine umfangreiche Palette an Farbenschlägen. Gerade die sogenannten „arlequin“, die Vielfarbigen, haben ein breites Farbspektrum. In Deutschland sind lediglich die Einfarbigen in schwarz, weiß, rot und gelb sowie die Farbe Blau mit schwarzen Binden anerkannt.
Angenehmes Wesen und dennoch selten
Eigentlich verwundert es, dass eine schwere kompakte Formentaube wie die Französischen Sottobanca nicht in der Taubenzüchterschaft weit verbreitet ist. Die zuchtfreudigen Tauben sind angenehm im Wesen. Gerade wenn die Tauben vom Nest genommen wird, zeigt sich dies dem Züchter oder der Züchterin. Zwar zeigen sie sich nicht flugfreudig, dafür sind sie aufgeweckt und lebhaft. Die Zuchtfreudigkeit macht die Französischen Sottobanca aus und muss unbedingt erhalten werden. In Frankreich ist die Rasse nicht so selten wie in Deutschland. Hierzulande werden die Züchterinnen und Züchter vom „Sonderverein der Carneau- und Giertauben-Züchter“ mit betreut. Leider beschäftigt sich aber nur ein kleiner Züchterkreis mit dieser Rasse, der mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte.
Text: Arne Kutsche