Die Steinbacher Kampfgans ist eine deutsche Erzüchtung aus Thüringen und mittlerweile auch über die Grenzen Thüringens bekannt und verbreitet. Gründe gibt es hierfür reichlich.
Ganterkämpfe
Die Heimat der Steinbacher Kampfgans ist Thüringen, in der Gegend um Steinbach-Hallenberg und Brotterode, der dieser Gänserasse auch ihren Namen gab. Erzüchtet wurde sie Ende des 19. Jhd. aus grauen Landschlägen und Höckergänsen. Ob weitere Gänserassen Pate standen ist unklar, denn sind nur wenige schriftliche Quellen zu finden, sodass sich vor allem auf mündliche Überlieferungen gestützt werden muss. Klar ist jedoch, dass die Steinbacher Kampfgans nicht für Ausstellungen oder zu wirtschaftlichem Zwecke gezüchtet wurde, sondern rein zu Kampfzwecken.
Ähnlich wie beim Hahnenkampf ließ man als Zeitvertreib die Gänse gegeneinander antreten. Laut Überlieferungen wurden die stärksten Ganter ausgesucht und beschritten bis zu 500 oder mehr Kämpfe. Tot vom Platz ging wohl aber kein Ganter. Die Ganterkämpfe wurden in den 1960er Jahren eingestellt.
Anerkennung der Steinbacher Kampfgans
In Steinbach-Hallenberg gründete sich bereits 1921 ein Gänsezuchtverein der Steinbacher Kampfgänse. Auf Ausstellungen konnten bereits neben grauen auch blaue Tiere gezeigt werden. Der älteste bekannte Artikel über diese Rasse erschien dann 1926 in der Zeitschrift „Thüringer Geflügelzüchter“ und nur ein paar Jahre später erfolgte die Anerkennung bei der Lipsia-Schau vom Bund Deutscher Geflügelzüchter.
Nachdem der Gänsezuchtverein der Steinbacher Kampfgänse in ein Geflügelzuchtverein aufgegangen ist, gründete sich 1962 eine „SZG Steinbacher Kampfgänse“, die sich 1992 dem SV Deutscher Gänsezüchter anschloss und sich seitdem der Zucht und Erhaltung der Steinbacher Kampfgans widmet.
Typmerkmale
Steinbacher Kampfgänse sind mittelgroße, kräftige Gänse mit aufgerichteter und stolzer Haltung. Der kräftige mittellange Hals geht in den breiten, gut gerundeten Rumpf über. Der Rücken ist leicht abfallend. Die Brust wird voll und breit gewünscht wie auch der Bauch. Der Ganter sollte möglichst keine, die Gans eine mittige Einfachwamme besitzen. Flügel und Gefieder liegen straff an. Die kräftigen Schenkel treten etwas hervor. Die Läufe sind mittellang, breit gestellt und orange, die Zehenkrallen sind schwarz.
Markanter Kopf
Auffällig ist mit Sicherheit der Kopf und insbesondere das schwarze Gebiss bzw. die schwarze Zahnleiste am Ober- und Unterschnabel sowie die schwarze Schnabelbohne und Unterschnabelspitze auf der orangegelben Schnabelfarbe. Der Schnabel sollte verhältnismäßig kurz und voll sein. Insgesamt wird der Kopf länglich gefordert und sollte gut gerundet in die Nackenlinie übergehen.
Zucht und Haltung der Steinbacher Kampfgans
Mit 169 Zuchten werden die Steinbacher Kampfgänse relativ häufig im BDRG gezüchtet (Zuchttierbestandserfassung 2023). Sie werden in Grau und Blau gezüchtet. Dabei überwiegen die Zuchten des blauen Farbschlags.
Als Anfängerrasse scheinen die Steinbacher Kampfgänse durch ihr angezüchtetes Wesen nicht geeignet zu sein. Wer aber die Eigenheiten der Rasse kennt, kann schnell Erfolge in der Nachzucht erreichen. Ratsam ist ein kleiner Zuchtstamm von 1,2 Tieren. Die Legeleistung beträgt in der Regel 20 bis 25 Eier mit einem Mindestgewicht von 130 g. Zwar ist die Kunstbrut möglich, jedoch ist der Bruttrieb bei der Rasse gut ausgeprägt. Viele Züchter haben gute Erfahrungen damit, die ersten Eier künstlich zu bebrüten und nachfolgende Eier von der Gans ausbrüten zu lassen. Um Freude an den Tieren und eine gute Aufzucht zu haben, ist eine große Weide genauso wie Bademöglichkeiten Voraussetzung.
Wer Interesse an den Steinbacher Kampfgänsen hat, kann sich gern an den SV Deutscher Gänsezüchter und dem zuständigen Zuchtwart wenden.
Text: Kutsche; Fotos: Backert, Koch, Wolters, GZ-Archiv