Vor nun 135 Jahren erschien die 1. Auflage von Bruno Dürigen´s „Geflügelzucht nach ihrem jetzigen rationellen Standpunkt“. Bis heute ist dieses Werk, mitsamt seinen weiteren Auflagen, mehr als nur eine Fundgrube. Es ist nicht weniger als das Basiswerk in deutscher Sprache zur Rassegeflügelzucht. Eduard Bruno Dürigen (1853-1930) war Zoologe und Geflügelkundler. Er wurde 1906 erster Honorardozent für Geflügelzucht in Deutschland und lehrte an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin, die ihn 1925 zum Honorarprofessor für Geflügelzuchtlehre berief. Den Jahresverlauf betrachten wir hier mit Dürigen´s Augen. Zweite Folge: April.
Regeln für den Geflügelhof im April
„Jetzt wird man die im vorigen Monat ausgeschlüpften Kücklein ins Freie bringen können. Den Übergang vollziehe man mit Vorsicht. Hat man sie in einem Raum gehabt, von welchem unmittelbar Zutritt zum Freien ist, dann ist es günstig: sie gehen nun zunächst ein paar Stunden hinaus, dann mehrere und endlich den ganzen Tag. Am dienlichsten ist es den Kücklein, wenn sie auf einem eigenen nicht allzu engen Raum aufwachsen. Hier können sie bis zu einem Alter von 3 Monaten bleiben, in welchem sie geschlechtlich zu trennen sind.
Zum Schutz gegen Wind und Wetter muss auf dem Platze ein Schutzdach vorhanden sein. Außerdem versehe man den Platz mit Gebüsch zum Schutz gegen den starken Sonnenschein. Ist der Raum so groß, dass Gras auf demselben wachsen kann, so ist das besonders zu empfehlen. […] Dem […]Futter füge man jetzt Weizen und Gerste hinzu; Buchweizen gebe man nach wie vor. Vier Mahlzeiten täglich reichen aus. In diesem und dem nächsten Monat mehrt sich die Zahl der brütlustigen Hennen. Man lasse sie aber nicht nach einander brüten, sowie sie sich dazu melden, sondern eine bestimmte Anzahl gleichzeitig.“
Puten, Enten und Gänse im April
„Die Truthühner beginnen mit dem Legen. Sie lieben verborgene Legestellen, und man muss deshalb, wenn man ihre Eier fortnimmt, sich hüten, dass Nest in Unordnung zu bringen, weil andernfalls dasselbe leicht von ihnen verlassen wird.
Die Enten fangen an zu brüten; sie müssen wie die Gänse niedrig liegende Nester haben. Häufig sind die Enten unzuverlässige Brüter und manche Züchter lassen deshalb Enteneier nur von Hühnern ausbrüten, häufig jedoch in der Weise, dass sie gleichzeitig eine oder zwei Enten brüten lassen, damit diese die Jungen ins Wasser führen können. Letzteres ist überflüssig, da die jungen Enten auch ohne dies ihrem Instinkt folgen. Enten können übrigens sehr wohl zu zuverlässigen Brütern erzogen werden.
Die jungen Gänse schlüpfen sehr leicht aus, sind aber in den ersten 8 Tagen ihres Lebens etwas zart und verlangen sorgsame Wartung. In den ersten 14 Tagen muss man sie in geschlossenem Raum halten und erst allmählich an die Luft gewöhnen; Nässe können sie nicht ertragen. Ihr erstes Futter besteht aus Brotkrumen und gehackten Nesselblättern oder feinem Grase. Darauf folgt Weizenkleie oder Gerstenschrot, später gekochte Kartoffeln und gestoßene Rüben. Erst im Alter von 4 Wochen bekommen sie Hafer.“
Lehren der Vergangenheit
Vieles ist sich aufgrund des technischen Fortschritts heute einfacher und leichter. Dennoch bergen die Empfehlungen und Hinweise vergangener Zeiten Details und Maßnahmen, die auch heute noch helfen.
Diese Serie wird fortgesetzt. – März