Die beliebteste Kropftaubenrasse Deutschlands sind die Schlesischen Kröpfer. Sie belegen mit Abstand Platz 1 und begeistern dabei ohne Extravaganzen. Schlank und schnittig – so fordert sie der Standard. Dennoch haben sie eine kräftige Gestalt, bei der der Schwerpunkt auf der vorderen Körperpartie liegt.
Lokalschlag mit wachsender Bedeutung
Die Kropftaubenzucht hat im deutschsprachigen Raum eine lange Historie. Vor allem lokale Varianten waren auf den Höfen verbreitet. Mit dem Import Französischer und Englischer Kröpfer gingen diese aber zurück. Jedoch setzte gleichzeitig eine intensivere Beschäftigung mit den Kropftauben ein. 1887 wurde dann der „Kröpferzüchter-Verein“ ins Leben gerufen. Dieser widmete sich allen bekannten Rassen, schuf aber auch ein neues Bewusstsein für sämtliche Varianten der Kropftauben. Zunächst standen aber die Größe und Besonderheiten in der Befiederung im Vordergrund.
Entwicklung zur Eigenständigkeit
In „Die Taubenrassen“ von 1905 kommen die Schlesischen Kröpfer nur am Rande vor. Sie werden gar als „Abart“ des Altdeutschen Kröpfers aufgeführt. Namentlich sind dabei „Schlesische Schimmel“ sowie „Platten oder Weißkopfkröpfer“ genannt. Letztere waren vor allem in Niederschlesien zu finden. Weiterhin wurden auch Gemönchte mit weißem Kopf und weißen Schwingen der Region zugeordnet. Spätestens mit der SV-Gründung 1913 im heutigen Wroclaw fand die Zuwendung zu all diesen Varianten dann geordnete Bahnen.
Gesamtharmonie der Schlesischen Kröpfer
Trotz ihres lebhaften Temperaments, der aufgerichteten Haltung und dem freien Stand, strahlen sie eine Harmonie in allen Körperteilen aus. Und auch der Kropf fügt sich passend in das Gesamtbild ein. Der aufgeblasene Kropf wird am oberen Ende am weitesten ausgedehnt verlangt. Zudem ist er über der Brust tailliert, am Hinterhals leicht ausgebogen und reicht so hoch, dass der Schnabel aufliegt.
Bei der Bewertung der Tauben genießt der Gesamteindruck die höchste Priorität. Dann folgen Körperform und -haltung, Blaswerk, Stellung, Farbe und Zeichnung sowie Schabel- und Augenfarbe.
Schalaster und Weißplatten
Die fast 50 bekannten Farbenschläge hierzulande lassen sich nach verschiedenen Zeichnungsmustern untereilen. Neben den Einfarbigen begeistern auch die Gemöchten oder Weißschwingigen. Bei den Weißplatten kommt es neben den Feinheiten der weißen Kopfplatte mitunter vor allem auf die Reinheit der markanten Binden an. Besonders die Weißbindigen zählen aber zu den absoluten Raritäten.
Bewertung Schlesischer Kröpfer
Bei der Kritikabfassung durch die Preisrichter gilt es neben der Vitalität bei jeder Rasse die Einzelmerkmale korrekt zu gewichten. Mitunter gibt es aber auch zwischen einzelnen Farbenschlägen noch Unterschiede. Bei den Schlesischen Kröpfern werden der Gesamteindruck, die Körperform und Körperhaltung das Blaswerk und dessen Stellung, Farbe und Zeichnung sowie Schnabel und Augenfarbe in dieser Reihenfolge betrachtet.
Zuchtfreude
Die Klarheit der Form und die große Vielfalt an Farbenschlägen waren von jeher die Hauptmotivation, sich dieser Rasse zuzuwenden. Auch die Vitalität und Zuchtfreudigkeit tragen positiv dazu bei. Ihre gute Verbreitung ermöglicht es auch, sie in einem kleinen Bestand erfolgreich zu züchten.
Text: Holger Schellschmidt; Fotos: Rudi Proll