Einzig die schwarzen Ruhlaer Zwerg-Kaulhühner verfügten 2020 über eine zweistellige Zahl an Züchterinnen und Züchter. Darüber hinaus wurden noch 15 weitere Farbenschläge ohne Bart sowie acht Varianten mit Bart registriert. Dies klingt zunächst einmal nach einer kleinen und bedenklichen Zuchtgrundlage. Im Gegensatz zu anderen, seltenen Rassen, ist dies hier aber weniger beunruhigend, denn schon ein einziges vorhandenes Tier kann die Basis für eine Zucht legen.
Verwandte und „Konkurrenz“ der Ruhlaer
Und hier kommen die Federfüßigen Zwerghühner ins Spiel. Abgesehen von etwas abweichenden Formulierungen ist die Musterbeschreibung für beide Rassen identisch. Zudem sind alle Farbenschläge der „Federfüße“ auch bei ihren Thüringer Verwandten anerkannt. Einzig der Schwanz fehlt beim Ruhlaer Zwerg-Kaulhuhn. Hinzu kommt allerdings noch der Farbenschlag Tollbunt. Dieses Farbbild gibt es, zumindest dem Namen nach auch bei den Paduanern. Während es bei Letzteren als Gold-Schwarzgesäumt-Weißgescheckt recht treffend umschrieben ist, werden die Ruhlaer anders gefordert. Im Buch „Genetik der Hühnerfarben“ wird durchaus treffend die Formulierung „unzivilisierte Gold-Porzellanfarbe“ geführt. Das Problem an dem Farbenschlag ist aber: es gibt ihn vermutlich nicht oder nicht mehr.
Als ähnliche Züchtung erschienen vor einigen Jahren auch die aus Belgien stammenden Everberger Bartzwerge auf der Bildfläche. Zu dieser bärtigen Zwerghuhnrasse bestehen aber zahlreiche und auffällige Typunterschiede.
Ruhlaer züchten
Der Zuchteinstieg ist auf vielerlei Wegen möglich. Bruteier, Jungtiere oder ein Zuchtstamm sind wohl die Einfachsten. Angesichts der Seltenheit vieler Farbenschläge, wird es aber nicht ausbleiben, nur wenige oder gar nur Einzeltiere zu bekommen. Mit ein wenig Genetik-Kenntnis stellt dies aber keine besondere Hürde dar. Bei der Verpaarung von Federfüßigem Zwerghuhn und Ruhlaer Zwerg-Kaulhuhn sind alle Küken schwanzlos. Obgleich der Bürzel fehlt, zeigen einzelne Jungtiere aber noch einige nach unten gerichtete Steuerfedern. Mit diesen Tieren kann ebenso gezüchtet werden, wie mit solchen mit vollständiger Kaulbildung.
Haltung und Zucht
An die Haltung stellen die Ruhlaer keine besonderen Ansprüche. Vielmehr zeigen sie die gleichen Wesensmerkmale wie ihre schwänzigen Verwandten oder andere Hühner auch. Einzig in der Pflege bedürfen sie etwas mehr Aufmerksamkeit. Einige wenige Tiere sind mitunter dabei, die Probleme beim Kotabsetzen haben. Oft sind dies Vertreter, die zu kurz oder zu aufgerichtet im Körper sind. Ohne den Bürzel und die Schwanzfedern können sie den Kot auch nicht „abschütteln“. Solche Tiere sollten besser nicht in der Zucht Verwendung finden. Mit der gewünschten Typausprägung sollte dies aber wenig Probleme bereiten.
In der Zucht selbst empfiehlt es sich, die Federn der Tiere im Sattel- und Afterbereich etwas zu stutzen. Dies sorgt für eine sichere und bessere Befruchtung. Zudem fällt damit dann die Zuchtzeit auch kürzer und effizienter aus.
Rarität mit Potential
Vor allem die Variante ohne Bart hat bei den Ruhlaer Zwerg-Kaulhühnern das Vermögen, noch viele neue Züchterinnen und Züchter für sich zu begeistern. In Kombination mit gleichfarbigen Federfüßigen Zwerghühnern sind Erfolge schnell und leicht zu erzielen.