Neue Rassen und Farbenschläge gab es zu allen Zeiten, und es wird sie auch weiterhin geben. Einzig in autoritären Systemen oder Diktaturen wurden bisher züchterische Ambitionen behindert oder gar verboten. Neuzüchtungen gehören zur Rassegeflügelzucht dazu und sind sogar ein Markenkern. So manche heute kaum wegzudenkende Züchtung begann einst als Idee eines einzelnen Züchters. Nicht wenige wurden zunächst sogar angefeindet. In loser Folge soll daher auf die Anfänge mancher Züchtung zurückblickt werden. Anhand verschiedener zurückliegender Schauen wird deren Werdegang erforscht.
50. Nationale in Dortmund
Das Jahr 1968 war ein in Deutschland geschichtsträchtiges. Sogar einige der damaligen Neuzüchtungen sorgen andauernd für Begeisterung. Unter den Hühnern wurden dabei aber nur Italiener in Wildfarbig und „silberfarbige“ Rheinländer gezeigt. Letztere gelten gemeinhin als ursprünglichster Farbenschlag der Rasse, fanden aber erst sehr spät ihren Weg in den Standard.
Urzwerghühner und Zwerg-Kämpfer
Ein umfangreiches Aufgebot gab es damals bei den Zwerg-Cochin. Von den Neuzüchtungen Silber-Weizenfarbig, Silberhalsig, Gelb-Schwarzcolumbia und Gold-Weizenfarbig haben sich nur Letztere einen großen Liebhaberkreis erobert. Bei den Deutschen Zwerghühnern wurden schwarz-goldhalsige gezeigt. Diese traten auch späterhin noch unter anderen Bezeichnungen in Erscheinung; eine Anerkennung gelang aber bis heute nicht. Die Belgischen Zwerg-Kämpfer, blau-rot, standen ebenso in der Anerkennung. Heute ist dieser Farbenschlag zwar bei den Lütticher und Brügger Zwerg-Kämpfern zugelassen, gezüchtet werden aktuell aber nur die Brügger, und dies in sehr bescheidenem Umfang.
Deutsche Zwerg-Sperber-Henne Vor über 50 Jahren unter den Neuzüchtungen – Deutsches Zwerg-Reichshuhn, gelb-schwarzcolumbia Zwerg-Italiener, goldbraun-porzellanfarbig
Populäre Zwerghuhn-Neuzüchtungen
Enorm war das Aufgebot an Neuzüchtungen im Bereich der verzwergten Varianten. Allen Züchtungen gelang früher oder später auch die Zulassung. Die Entwicklung war aber keineswegs gleichförmig. Die Zwerg-Welsumer, orangefarbig (181 Zuchten; 322,1362 Zuchttiere), waren 2020 die beliebteste Variante der zwölf damaligen Neuzüchtungen in diesem Bereich. Ihnen folgten die Zwerg-Niederrheiner, birkenfarbig (83; 144,596), und die Zwerg-Sussex, grausilber (48; 85,333).
Solide Basis
Über eine respektable Verbreitung verfügen auch die Zwerg-Rheinländer, rebhuhnhalsig (28; 49,175), und die Dt. Zwerg-Reichshühner, gelb-schwarzcolumbia (24; 39,148). Gleiches gilt für die Deutschen Zwerg-Sperber (22; 41,156). Bei den Zwerg-Italienern, goldbraun-porzellanfarbig (17; 33,156), sind die Einfachkämmigen gut etabliert. Bei den Rosenkämmigen wurde 2020 aber nur eine Zucht erfasst. Die Zwerg-Rheinländer, gesperbert (10; 16,62), verfügen über einige Zuchten. Mehr dürfen es aber sicher gern werden.
Zwerg-Sussex, grausilber Manche Neuzüchtungen bleiben Raritäten – Zwerg-Niederrheiner, blau Zwerg-Rheinländer, rebhuhnhalsig
Neuzüchtungen als Dauer-Raritäten
Wo genau die Grenze zwischen stabiler Zuchtgrundlage und Seltenheit verläuft, lässt sich nur bedingt an der Zahl der Zuchten ablesen. Gerade bei Rassen, die in anderen Ländern ebenfalls anerkannt und verbreitet sind, ist dies schwierig. Damit ist eine genaue Einordnung der Zwerg-Paduaner, blau-gesäumt (7; 10,32), oder Zwerg-Houdan, weiß (3; 4,17), nicht so einfach. Auch die Zwerg-Holländer-Haubenhühner, Weißhauben, gesperbert (4; 13,47), gehören in diese Kategorie. Bei den Zwerg-Niederrheinern, blau (6; 15,55), wird es allerdings kaum irgendwo außerhalb von Deutschland Zuchten geben. Ihre Basis ist wirklich sehr gering.