Für die Einteilung der Tauben waren das äußere Erscheinungsbild und weitere Nebenmerkmale entscheidend. Wir können aber davon ausgehen, dass der wesentliche Prozess der Herausbildung unterschiedlichster Merkmale bei den Haustauben um 1850 bereits sehr weit fortgeschritten war. Dennoch lassen sich sämtliche Formen und Farben auf die Felsentauben zurückführen.
Der Weg zu unseren Haustauben
Neben der bloßen Domestikation der Felsentauben, werden bei den nunmehrigen Haustauben wohl auch weitere Motive bei der Zuchtwahl eine Rolle gespielt haben. In erster Linie waren es Farb-Varianten. Vermutlich entstanden so schnell schwarze und weiße Tauben sowie Gescheckte. Mit der Abänderung der lackreichen Hals- und Brustfärbung kam eine weitere Entwicklung dazu. Verändert sich die Färbung dort vom ursprünglichen Purpur hin zu Gelb oder Rot, dann wirkt sich dies auch auf das übrige Gefieder aus.
Erste Entwicklungen
Die Frühphase der Beschäftigung mit den Haustauben erfolgte in Vorderasien. Dort nutzten die Tauben zunächst wildlebend die menschliche Umgebung, die Nahrung und Nistplätze versprach. Aber auch die Menschen wussten um die Vorzüge der Tauben. Eier und Fleisch wurden genutzt, und die Tauben ließen sich recht einfach zähmen. Wenn wir heute von einer weit über 5000 Jahre währenden Beschäftigung mit Tauben ausgehen, so ist dies gewiss nicht zu hoch gegriffen. Vor allem Weiße wurden anfänglich oft gehalten und galten mitunter als heilige Tiere.
Haustauben als Kulturboten
Späterhin und bedingt durch den Handelsverkehr sowie deren Eroberungsstrategie beschäftigten sich auch die Römer mit Haustauben und Flugtauben. Sie waren es dann, die vermutlich die ersten Haustauben auch nach Nordeuropa einführten. Bis ins 16. Jahrhundert hinein blieb es aber eher bei einer oberflächlichen Beschäftigung. Der Begriff des „Feldflüchters“ ist noch heute geläufig und beschreibt die häufige halbwilde Haltungsform vortrefflich.
Zu jener Zeit wurden in Vorderasien und Nordafrika bereits unterschiedliche Rassen erwähnt und niedergeschrieben. Dies geschah im Nordwesten Europas vermutlich erst ab dem 16. Jahrhundert, dafür aber anhaltend und intensiv. Jene Länder, die heute als führend in der Rassetaubenzucht gelten, sind also erst seit „kurzem“ dabei.
Triebfedern bei der Entwicklung
Während einzelne Typenunsere Haustauben, wie Trommeltauben oder federfüßige Farbentauben auch aus Osteuropa importiert wurden, kamen die Mövchentauben direkt aus Nordafrika und Vorderasien. In den Städten entwickelte sich dann vor allem der Flugtaubensport. Die dafür verwendeten Tauben waren eher klein und benötigten weniger Futter. Solches stand naturgemäß im ländlichen Raum vermehrt zur Verfügung. Um 1880 waren dann schon Gebiete ausgewiesen, in denen bestimmte Formen schwerpunktmäßig gezüchtet wurden. Für Farbentauben war dies Mitteldeutschland, für Huhntauben Süddeutschland und Österreich sowie für die Brieftauben vor allem Westdeutschland. Die Spuren dieser damaligen Hochburgen sind bis heute zum Teil sehr lebendig.