Die Volieren-Haltung ist inzwischen die überwiegende Form der Rassetaubenhaltung. Die Gründe dafür sind sehr verschieden und oft nicht dem individuellen Willen geschuldet. Mitunter sind die Nachbarn nicht gewillt, die Tauben im Freiflug zu dulden, anderswo lauern zu viele Beutegreifer.
Veränderte Rassen
Für den Freiflug eignen sich zudem längst nicht mehr alle Rassetauben. Wie bei nahezu allen Nutztierarten erfolgten Umformungen und Anpassungen an veränderte Haltungsformen. Große und schwere Tiere legen ein anderes Verhaltensrepertoire an den Tag als kleine und leichte Tauben. Schon auf den ersten Blick erkennen wir dies zum Beispiel an den Luchstauben oder Felegyhazaer Tümmlern. Auch die Betonung einzelner Merkmale veränderte die Flugneigung und das Flugverhalten. Kropf, Latschen oder Schwanzaufbau sind nur einige Beispiele dafür.
Letztlich sorgten aber vor allem die veränderten Gewohnheiten des Menschen für die sich wandelnde Haltung. Kleine, enge Grundstücke, mehr Nähe und die Umnutzung der Gärten waren und sind die Motive.
Greifvögel verhindern Freiflug
Oft genug sind es auch die äußeren Umstände, die den Freiflug verhindern. In unseren Kulturlandschaften mussten sich alle Tierarten neu zurechtfinden. Besonders für Greifvögel sind Tauben ein einfacheres Ziel als andere Beutetiere. Waren einst im ländlichen Raum überall Tauben zu finden, so sind diese heute selten geworden. Ebenso bieten die Felder und Wiesen in unserer industrialisierten Landwirtschaft heute weniger Futter. Den wenigen Taubenzüchtern bleibt also kaum eine andere Möglichkeit, als ihre Tiere in Schlägen und Volieren zu sichern. Weiterhin darf man nicht verkennen, dass in der Rassegeflügelzucht jedes Tier einen größeren Wert hat. Verschwinden aus einem großen Schwarm „normaler“ Haustauben einige Tiere, so fällt dies hingegen kaum auf.
Nachbarn mit wenig Verständnis?
Auch das Verständnis für Tierhaltung hat sich gewandelt. War es einst selbstverständlich, den Garten für Nutzpflanzen und Tierhaltung zu nutzen, so finden wir heute überall gepflegten Rassen oder einen Swimmingpool. Der krähende Hahn, die schnatternde Gans oder die Taube im Freiflug werden nicht selten als störend empfunden. Das Normale wurde nach und nach zum Außergewöhnlichen. Dennoch bietet gerade die aktuelle Zeit wieder genug Anknüpfungspunkte, suchen viele in ihrer Sehnsucht nach Idylle und Ländlichkeit wieder einen Weg in die Tierhaltung. Zur Romantik können dann sicher auch einige Tauben wieder beitragen.
Option Freiflug
Der Bereich der Flugtauben bietet neben der Rassetaubenzucht ein ebenso abwechslungsreiches Betätigungsfeld. Nicht selten lassen die Züchterinnen und Züchter ihre Tiere stundenweise zum Freiflug heraus. Den Tauben bei ihrem Flug zuzusehen, liegt eine besondere Faszination inne.
Zumindest große und geräumige Volieren bieten den Tieren aber auch ein wenig mehr Bewegungsraum. Ein Zoobesuch mit Betrachtung der dortigen Flugvolieren gibt gewiss auch einige Impulse und Gedankenanregungen. Wichtig ist es, den Tauben entsprechend der individuellen Möglichkeiten ein Höchstmaß an natürlicher Bewegung zu ermöglichen.