Wann genau eigentlich die Kükenzeit ist, darüber lässt sich vortrefflich streiten. Eigentlich aber auch nicht. Die Natur hat Bedingungen geschaffen, die auch heute nur durch technische Mittel außer Kraft gesetzt werden können. Kunstbrut, Lichtprogramme, hochwertiges und ganzjährig verfügbares Futter erleichtern die Haltung.
Wo stehen wir im Frühjahr?
Die karge Kost der Winterzeit weicht im Frühjahr einem zunehmend guten Futterangebot. Die Tage werden länger und die Sonnenstunden nehmen zu. Auch die Temperaturen steigen spürbar an und Frost kommt seltener vor. Dies ist folglich die beste und sicherste Zeit für ein Gelege. Beginnt dann die Kükenzeit im April und Mai, sind warme Tage schon häufig und in der Natur spießt viel saftiges Grün. Ideale Bedingungen also für ein schnelles Gedeihen der Küken.
Sommerschauen verschieben die Kükenzeit
Vor einigen Jahren wurden Bedingungen geschaffen, auch vom 1. Juni bis 31. August Geflügel-Bewertungen stattfinden zu lassen. Die Einteilung erfolgt dabei in vier Güteklassen. Der Standard kennt jedoch nur vollständig entwickelte Tiere, und wohl kaum jemand weiß um die Entwicklung sämtlicher Rasse- und Farbvarianten. Solche „Glaskugel-Kritiken“ sollten daher mit größter Vorsicht genutzt werden. Aber auch reguläre Ausstellungen, die vom 1. September bis 31. Mai gestattet sind, verschieben mitunter Zeiträume. Ganzjährige Ausstellungen sind also möglich, ebenso wie ganzjährige Bruten und eine lange Kükenzeit.
Glucken und Großschauen als Gradmesser
Die überwältigende Zahl der Züchterinnen und Züchter erbrütet die Jungtiere im zeitigen Frühjahr und bis in den Frühsommer hinein. Entsprechend den jahreszeitlichen und natürlichen Veränderungen erfolgen auch die Brut und die Kükenzeit. Hierbei ist jede Gattung des Rassegeflügels anders zu betrachten. Während bei den Tauben ausschließlich Naturbrut erfolgt, werden bei den anderen Gattungen in jeder Zuchtstätte andere Prioritäten gesetzt. Beim Wassergeflügel erfolgt zudem der Tretakt bevorzugt im Wasser, was im Winter oder bei Stallhaltung erschwert oder unmöglich ist.
Die Termine der Schausaison sind meist über Jahrzehnte hinweg konstant und gewachsen. Will man aber über Monate hinweg ausstellungsfähige Tiere haben, erstreckt sich die Kükenzeit ebenso über einen langen Zeitraum.
Eigene Prioritäten für Kükenzeit
Mitunter gibt der Schaukalender die Brutzeit vor, anderswo sind es feste Daten im Kalender. Fast nirgendwo wird diese Zeit also gänzlich dem Zufall überlassen. Allein in Zuchten, die ausschließlich auf Glucken basieren, bestimmt die Natur den Rhythmus. Erst wenn die weiblichen Tiere sich zur Brut niederlassen, beginnt ein planbarer Zeitraum. Die Kükenzeit hängt in diesem Fall also ausschließlich am Biorhythmus der Tiere. Für Schauen im November und Dezember reifen die Tiere meist aber auch problemlos heran. Hingegen sind Küken aus dem Januar oder Februar zu dieser Zeit oft schon über die Phase ihrer optimalen Schaukondition hinaus.