Vor nun 135 Jahren erschien die 1. Auflage von Bruno Dürigen´s „Geflügelzucht nach ihrem jetzigen rationellen Standpunkt“. Bis heute ist dieses Werk, mitsamt seinen weiteren Auflagen, mehr als nur eine Fundgrube. Es ist nicht weniger als das Basiswerk in deutscher Sprache zur Rassegeflügelzucht. Eduard Bruno Dürigen (1853-1930) war Zoologe und Geflügelkundler. Er wurde 1906 erster Honorardozent für Geflügelzucht in Deutschland und lehrte an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin, die ihn 1925 zum Honorarprofessor für Geflügelzuchtlehre berief. Den Jahresverlauf betrachten wir hier mit Dürigen´s Augen. Erste Folge: März.
Regeln für den Geflügelhof im März
„Einige Tage bevor die Küchlein ausschlüpfen, werden die Bruthennen einer wiederholten sorgfältigen Besichtigung unterworfen, und falls Ungeziefer sich eingestellt, wieder gereinigt. Am Tage vor dem Ausschlüpfen lege man die Bruteier in Wasser von + 32 Grad R. Nach Verlauf von etwa 5 Minuten gebe man sie unabgetrocknet der Henne zurück. Beim Ausschlüpfen selbst halte man sich vom Brutnest fern. Hilfe führt hierbei in 20 Fällen 19mal zu einem ungünstigen Resultat, und jegliche Störung setzt das Leben der Kleinen einer Gefahr aus.
Erst am Tage nachher sehe man nach, ob alle Küchlein ausgeschlüpft sind, und findet man dann noch heile Eier, in welchen, wie man sich durch eine erneute Wasserprobe überzeugt, Küchlein sind, dann wende man Hilfe an. Hat man mehrere Hennen, die zu gleicher Zeit brüten, dann empfiehlt es sich, alle Eier, welche die Probe bestanden, unter eine oder zwei dieser Hennen zu legen und die übrigen mit den ausgeschlüpften Küchlein gehen zu lassen. Erst 24 – 36 Stunden nach der Geburt soll den Küken Futter gereicht werden; es ist ein großer Fehler, dieselben zu zeitig anzuhalten, Futter zu sich zu nehmen, unheilbare Verdauungskrankheiten sind davon die Folge.“
Die Glucke und ihre Küken
„Die im März ausschlüpfenden Küchlein kann man nicht sogleich ins Freie bringen. Selbst späteren Küchlein ist es dienlich, die ersten 8 Tage im geschlossenen Raum zu verleben, nicht sowohl der Wärme als der Trockenheit wegen. Ist es sehr kalt, dann sorge man, dass das Lokal etwas geheizt werde, sonst nicht. Im Gegenteil ist es notwendig, in der Zeit, wo man die Küchlein ins Freie bringen will, durch Öffnen der Fenster sie an die Temperatur allmählich zu gewöhnen, die draußen herrscht. In der Weise wird sich der Übergang ohne Gefahr vollziehen.
Mit dem Zunehmen des Eierlegens vollzieht man eine Änderung des Futters. 20 Hühnern gibt man jetzt 1 ½ Pfd. Hafer, ½ Pfd. Gerste und ½ Pfd. Mais. Das Weichfutter bleibt wie früher.
Gegen Schluss des Monats beginnt die Brütezeit der Gänse; die Enten lassen noch etwas auf sich warten. Die Nester bringt man am Boden an. Hält man die brütende Gans gesondert, dann gibt man ihr Futter und Wasser in den abgeschlossenen Raum, aber so weit vom Neste, dass sie dieses verlassen muss, um jener zu erreichen, andernfalls beschmutzt sie ihre Eier.“
Lehren der Vergangenheit
Vieles ist sich aufgrund des technischen Fortschritts heute einfacher und leichter. Dennoch bergen die Empfehlungen und Hinweise vergangener Zeiten Details und Maßnahmen, die auch heute noch helfen.
Diese Serie wird fortgesetzt.