Fachbegriffe gehören zu einem Fachgebiet wie der Geflügelzucht unabdingbar dazu. Dabei bilden unsere heutigen Begrifflichkeiten immer eine über Jahre und Jahrzehnte hinweg gewachsene Geschichte ab. Ein Beispiel ist die Columbia-Variante.
Klare Namen?
Nun beinhaltet schon die Überschrift das Dilemma so manch traditioneller Bezeichnung: Nur Kenner wissen diese bisweilen zu deuten. Anfänger und Interessierte stehen hingegen vor zunehmenden Rätseln, denn neue Begriffe ersetzen ältere meist vollumfänglich und spurenlos. Die Sprache der Züchterinnen und Züchter wandelt sich ebenso stetig wie jene in den Fachzeitschriften.
Bei den Columbia, und hier im Besonderen den Weiß-Schwarzcolumbia, haben wir es mit einer ganz eigentümlichen Geschichte zu tun, die sich nicht ohne weiteres erschließt. Der Ursprung dieser Begrifflichkeit geht auf das Jahr 1893 zurück und sie wurde in den USA etabliert.
Columbia-Zeichnung
Heute verwenden wir den Begriff Columbia mit großer Selbstverständlichkeit, so wie Generationen vor uns die Farbenschlagbezeichnung „Hell“. In der Rassegeflügelzucht entwickelte sich sogar eine ganze Farbenschlaggruppe um diesen Namen herum. Eine Zeichnungsvariante bekam ihren Namen.
Logische Herangehensweise
So sperrig manch Farbenschlagname mitunter auch erscheint, alles erschließt sich logisch. Hauptfarbe, Zeichnungsfarbe und Zeichnungsmuster – so die Formel für die Benennung. Irgendjemand ist aber stets für die Namensgebung verantwortlich. Daher ist auch die Geschichte hinter den Namen oft sehr interessant.
Benennungs-Freiheit
Nun gibt es aber in der Geschichte der „Columbia“ gleich mehrere Stolperfallen. Columbia als heute vollumfänglich verwendeter Begriff kam erst später auf die Bühne. Zuerst waren da die Brahma, die in Hell und Dunkel die Züchterwerkstätten eroberten. Gegensätzlich in der Färbung kamen sie daher, und genau dies brachten die Namen zum Ausdruck.
Stifter des neuen Namens war B. M. Briggs aus Woonsocket in Rhode Island. Als Wyandotten-Züchter kam er durch einen Zufall auf die Idee, diese in „brahmafarbig“ zu züchten. Als „Brah-Wyandottes“ versuchte er diese auch frühzeitig zu vermarkten. Dann aber kam das Jahr 1892.
Verspätete Weltausstellung
400 Jahre Entdeckung Amerikas durch Kolumbus waren der Grund für die „World’s Columbian Exposition“ in Chicago. Durch organisatorische Probleme fand diese aber erst 1893 statt. Dort stellte vorgenannter Züchter seine Wyandotten dann unter einem neuen und werbeträchtigeren Namen vor. Als „Columbian Wyandottes“, zu Ehren der Ausstellung und des Ereignisses, traten sie letztlich ihren Siegeszug an und gelangten schnell zu großer Verbreitung.
Namensgeber für Columbia
Keineswegs ersetzte der Name den Begriff „hell“. Vielmehr gibt es beide Begriffe in den USA bis heute, vor allem aus historischen Gründen. Bei den Brahma oder den Sussex käme dort niemand auf die Idee, nun von Columbia zu sprechen. Vielmehr ist man dort traditionellen oder auch neueren Bezeichnungen treu. Sussex in Weiß-Blaucolumbia heißen in Nordamerika beispielsweise „Coronation“.
Der italienische Seefahrer und Amerika-Entdecker Christoph Kolumbus ist also der Namensgeber für diesen Farbenschlag der Hühner. Der Name wurde dabei zudem nicht einmal übersetzt bzw. eingedeutscht, wie es hingegen beim Namen Kolumbus geschah. Es blieb bei der englischen Schreibweise, vermutlich vor allem aus Unkenntnis der Zusammenhänge.
Text/Bilder: Holger Schellschmidt